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Lothar Jahn: Dreams Of 75 - Doppel-CD und limitierte Vinyl-Ausgabe (Review)

Artist:

Lothar Jahn

Lothar Jahn: Dreams Of 75 - Doppel-CD und limitierte Vinyl-Ausgabe
Album:

Dreams Of 75 - Doppel-CD und limitierte Vinyl-Ausgabe

Medium: LP/Do-CD/Limitiert
Stil:

Progressive Rock, Folk, Kraut, Psyche, Jazz

Label: Do-CD: Hufnagel (Berlin) / LP: Lion (Illinois)
Spieldauer: LP: 45:44 / CD's: 58:33
Erschienen: 22.12.2022
Website: [Link]

„Es waren sehnsuchtsvolle Träume von ungezwungen-grenzenloser Liebe, Gemeinschaft und Frieden, hemmungslosem Sex, unendlicher Freiheit und jeder Menge wundervoller Musik. Was sollte es besseres geben, als in einem Musikumfeld aufzuwachsen, das geprägt war von Mike Oldfields 'Ommadawn' und Pink Floyds 'Wish You Were Here'?“ (Lothar Jahn)

Wer träumt sie nicht noch von uns älteren Zeitgenossen, diese Träume der 70er-Jahre, die manchmal recht feucht ausfielen, wenn wir an die ersten heißen Liebesbeziehungen denken, die aber ganz besonders eine völlig neue Rundum-Lebensqualität in uns gebaren?
Denn wir träumten nicht nur unterhalb der Gürtellinie irgendwelche Flower-Power-Hippie-Träume, sondern auch über unsere Ohren, die damals noch mit Musik verwöhnt wurden, welche so vielfältig waren wie der unendlich erscheinende Kosmos, in dem es kein Formatradio gab, das die immergleiche Scheiße dudelte, sondern einem alles, was einen neugierig machte und ganz schnell faszinierte, zu bieten hatte, egal ob Rock oder Pop oder Beat oder Psychedelic oder Blues oder Folk oder Klassik oder Progressives oder Soul oder Funk oder Jazz oder Elektronisches oder Krautiges oder Experimentelles...
Wir bekamen so zweierlei abwechslungsreichen Sex geboten – den für unsere Weichteile, die ganz schnell bei gewissen aneinander reibenden Bewegungen hart wurden und den für unsere Ohren, die sich weit spitzten und öffneten bei all den ungeahnten akustischen Spielereien, die uns bis dahin als kaum vorstellbar erschienen. Da konnte einem ein Typ mit ellenlangen Kompositionen, in deren Mittelpunkt die Röhrenglocken standen, genauso umblasen wie ein freil(i)ebiger woodstockscher Orgasmus, nur dass wir so eben unseren ganz eigenen 'Ohrgasmus' erlebten. Oft vereinte sich sogar beides. Oder die „Radar Love“ traf auf die 'Real Love', während wir vorsichtig beäugten, ob nicht die BIRTH CONTROL einem mit „Gamma Ray“ zur Abtreibung riet, weil man einfach in all seiner Ekstase nicht richtig aufgepasst hatte. Irgendwie wussten oder glaubten wir damals noch, die ganze Welt einreißen zu können und unsere Vorschlaghammer war dabei die Musik – egal welche, denn es gab so unglaublich viel davon. Doch in all der Euphorie gelang es uns noch nicht einmal, eines der schändlichsten Bauwerk der damaligen Zeit einzureißen, das von der einen deutschen Seite als Mauer, von der anderen als Antifaschistischer Schutzwall bezeichnet wurde. Die Musik aber genossen beide Seiten. Sie gab Mut, Vergnügen und Freiheit in Zeiten des Kalten Krieges, womit wir wieder bei den (Musik-)Hämmern wären. Denn während die einen sich mit einem Hämmerchen der Disco-Ära begnügten, holten die anderen den ganz großen, progressiven der Marke OLDFIELD oder PINK FLOYD oder YES raus. Alles war möglich…
Und wenn heutzutage noch immer jemand behauptet: „Damals war alles besser!“, dann hat er gottverdammt in puncto Musik absolut recht, in puncto Freiheit aus DDR-Sicht aber nicht die Bohne!

Einer, der währenddessen als 18-Jähriger außerhalb der Zone in der bundesrepublikanischen Freiheit lebte und sich mit einer unglücklichen Liebe rumzuschlagen hatte, während er mit leidenschaftlicher Musik die mangelnde Leidenschaft seiner Ex-Freundin ihm gegenüber zu überwinden versuchte, war LOTHAR JAHN, heute gar seines Zeichens promovierter Musikwissenschaftler. Aus „Dreams Of 75“, einem der wohl ungewöhnlichsten Musik-Alben dieses Jahres, blickt er uns von der Mittelseite des kleinen CD- und umso größeren LP-Booklets linkerhand als 18-jähriger, bebrillter 'Milch-Bubi' entgegen, während er als gestandener Ü-60-Musiker rechterhand leidenschaftlich und durchaus zufrieden erscheinend in die Höhe blickt. Es ist viel geschehen in den über 40 Jahren, die zwischen beiden Fotos und einer laienhaften Single-Aufnahme namens „February 1975“ sowie dem 47 Jahre später als CD und auf Vinyl erschienenem „Dreams Of 75“ liegen. Hinter dieser Zeitspanne und den beiden Alben – denn die LP und die CD weisen doch deutliche Unterschiede auf, die natürlich auch der hohen Klangqualität auf Vinyl geschuldet sind (und in der der Musiker und Kritiker im Rahmen dieser Review genauer eingehen werden) – verbirgt sich viel mehr als nur Musik. Oh nein, es ist auch das Lebensgefühl eines Musikers, der durch die Anregung eines Fans aus Spanien (Ramon Piserra), welcher durch einen kurzen Titel der „February 1975“-Single, der deutliche Oldfield-Parallelen aufwies, beharrlich den Musiker Jahn anregte und 'regelrecht anspitzte', doch im Sinne dieses Instrumentals ein ganzes Album im besten Siebziger-Jahre-Flair aufzunehmen, das einem Oldfield durchaus Konkurrenz machen könnte.
Jahn selber tat das vorerst als pure Spinnerei ab…
...doch dann kamen Pandemie und Lockdown und die erzwungene (Frei-)Zeit, sich vielleicht doch dieser verrückten Idee des spanischen Fans, der anscheinend sogar noch eine amerikanische Plattenfirma in der Hinterhand hatte, und einem so hehren Ziel zu stellen. Das Ergebnis liegt nun als eine in Amerika gepresste, sehr streng limitierte LP und eine Doppel-CD vor, bei der die zweite CD die komplette, direkt vom Vinyl remasterte Original-Single „February 1975“ enthält und man beim Hören des kurzen Instrumentals den spanischen Fan sofort verstehen kann, auch wenn man über die eingesungenen 'Liebesnachtrauer-Stücke' doch besser den Mantel des Schweigens breitet, egal ob es eins davon – und zwar „Come On And Hold Me“ – bis in die Jukebox eines Kneipiers in Jahns nordhessischen Heimatstadt Hofgeismar am Fuße des märchenhaften Reinhardswaldes geschafft hat…

Und gerade weil so viel mehr als 'nur Musik' hinter „Dreams Of 75“ steckt, baten wir auch LOTHAR JAHN darum, uns zu ein paar offenen Fragen rund um dieses Album Rede und Antwort zu stehen, was er sehr gerne und unglaublich freundlich tat, sodass diese Review nicht nur von den Kritiker-Worten, sondern auch unmittelbar aus den entscheidenden, 'aufklärenden' (kursiv geschriebenen) Worten des Multiinstrumentalisten Jahn lebt. So stellt er dann auch zur Entstehung seiner bunten Musik-Mixtur aus Psyche, Kraut, Folk, Prog (von Oldfield bis Floyd) und etwas Jazz gleich fest:
„Ich fand die Idee von Ramon, aus den alten Sachen ein Album zu machen, zunächst absurd. Aber im Lockdown, als alle Auftritte plötzlich weggebrochen waren, habe ich dann doch mal was ausprobiert, habe zunächst mit 'Tongues and Eyes' angefangen, das Stück, das wegen seiner Eingängigkeit in den Siebzigern am besten ankam. Das Ergebnis war dann ähnlich wie früher, aber der neuen klanglichen Möglichkeiten und auch meiner eigenen musikalischen Entwicklung wegen doch etwas Neues. Da merkte ich, dass mich die Sache zu reizen begann. Ich kam in einen kreativen Rausch, bei dem ich Stunden und Tage im Kellerstudio zugebracht habe, es hat dann aber trotzdem ein gutes Jahr gedauert, bis ich mit allem zufrieden war.“

Oh ja, dieser 'kreative Rausch' brachte dann ein unglaublich abwechslungsreiches, manchmal aber etwas zerfasert wirkendes Album hervor, das einem in gewissen Momenten den Atem verschlägt, weil man sich in die besten Früh-Oldfield-Zeiten, aber auch das kräutrige OUGENWEIDE-Folk-Feeling oder eben GONG- und PINK FLOYD-Klangwelten zurückversetzt sieht, die sich gegenseitig mitunter regelrecht anfeuern, aber gerne auch mal für eine Flöte, ein Glockenspiel oder eine Oboe weit in den Hintergrund treten, während zudem die Vögel zwitschern oder andere geschickt eingefügte Natursound-Collagen das nötige Bindeglied dafür herstellen, wenn der musikalische Wechsel von einem zum anderen Genre ein wenig zu abenteuerlich gerät. Bestes Beispiel wäre hierfür „Late Last Night“, das tatsächlich mit ein paar offensichtlichen GOLDEN-EARRINGschen „Radar Love“-Rhythmen und einer dazu passenden gehörigen Rock-Schlagseite überrascht, welche feurig durchstartet, um dann wieder Richtung oldfieldsches „Ommadawn“ und „Hergest Ridge“ zu entschweben.

Demgegenüber ist „am Anfang von 'Early This Morn' eine kleine Hommage an DAVID GILMOUR eingebaut. 'Wish You Were Here' erschien ja im selben Jahr, in dem auch meine musikalischen Ideen entstanden. Mir ist aufgefallen, dass PINK FLOYD oft die alte Technik 'Improvisation über einen stehenden Klang' (Bordun) anwenden. Berühmtestes Beispiel ist der Anfang von 'Shine On You Crazy Diamond'. Diese hat ihre Wurzeln ja in der mittelalterlichen Musik, in der ich mich selber sehr oft bewege. Deshalb beginne ich das Stück mit einer sehr freien Variation einer Melodie auf der maurischen Laute (gebaut nach einem Bild aus dem 13. Jahrhundert) über einem Drehleierbordun. Im Verlauf des Tracks wird der Bordun von einem Hammond-Orgel-Bordun überlagert und schließlich abgelöst, nun improvisiere ich mit leichten Anklängen an den 'Crazy Diamond' im Gilmour-Stil.“

Wow, wenn man diesen Worten, die wirklich zusätzlich Klarheit zum Verständnis des Gehörten schaffen, von LOTHAR JAHN folgt, dann nimmt man dieses „Early This Morn“ mit ganz anderen Ohren wahr und entdeckt tatsächlich diese aufwendige Art, ein außergewöhnliches Stück zwischen Mittelalter und PINK FLOYD zu instrumentieren…

Außerdem liebt LOTHAR JAHN von all den Instrumenten, die auf „Dreams Of 75“ auftauchen, eins ganz besonders – und das Kuriose daran ist, dass es das einzige ist, welches er auf diesem Album nicht selber spielt:
„Ich liebe die Oboe und wollte diese als Jugendlicher selber lernen, aber meinen Eltern war das Instrument zu teuer und das Risiko zu groß, dass ich's dann doch nicht hinbekomme. Sie hatten wahrscheinlich recht, später habe ich dann noch erfolglos Querflöte probiert. Blasinstrumente sind wohl einfach nicht meine Welt. Dabei wollte ich schon immer eine Oboe in meine Musik einbauen, doch ich fing mir mehrere Abfuhren bei Oboisten ein. Bei der Entstehung des wunderbaren Albums 'Lieder des Süßkind von Trimberg' 2021 lernte ich dann Sophie Kröger kennen und war sehr froh, dass sie spontan bereit war, für mich zu spielen. Die Oboen-Parts bei 'Hold On And Come' und 'Deireannach' sind für mich immer ein Fest!“

Aber auch über seinen 'Jukebox'-Hit weiß unser leidenschaftlicher Multiinstrumentalist echt Interessantes zu berichten und zwar:
„Die Mundharmonika, die ich bei "Come And Hold Me" spiele, hat mir im Jahr, als das Originallied entstand (1975), meine damalige Freundin Annette geschenkt. Eine kleine Hommage an sie. Außerdem habe ich am Ende des Stückes einen kurzen Part aus der Original-Single eingebaut, wie sie in einer Jukebox gespielt wird. Dies ist eine Erinnerung daran, dass in meiner Stammkneipe meine Single in der Musikbox abrufbar war. Wenn ich dort auftauchte, legte immer irgendjemand das Stück auf.“

Und dann gibt’s da ja noch das JAHNsche Lieblingsstück „Meadhan“, das sicher auch bei den Freunden dieser 75er-Träume ganz schnell zu deren Lieblingsnummer werden wird, gerade weil hier besonders intensiv MIKE OLDFIELD seine sehr, sehr tiefen Spuren hinterlässt. Doch nicht nur der, denn „Maedhan“ erinnert einen tatsächlich an PIERRE MOERLEN'S GONG, der ja bekanntlich eine zeitlang bei OLDFIELD hinter dem reichhaltigen Percussion-Instrumentarium saß. Kein Wunder, dass solche Erinnerungen aufkommen, wenn Jahn über die musikalischen Hintergründe von „Meadhan“ und dessen komplizierte Entstehung spricht:

„Mein Lieblingsstück, mit dem ich mich selbst überraschen konnte, ist 'Meadhan'. Die Grundidee war, dass ich etwas Ähnliches machen wollte wie Oldfields Schluss von 'Ommadawn, Part 1' mit Tribal Drums und Chor. Dazu habe ich von Olaf Casalich einen schönen Groove bekommen. Außerdem habe ich mit der beliebten Rückwärts-Abspiel-Technik experimentiert, die Ende der Sechziger in Mode kam. Vor allem begeisterten mich dabei ein paar Teile aus 'Vernal Start' (Track 2 von meiner Single), die sphärischen Gitarrenklänge und der merkwürdige Chorgesang in einer Phantasiesprache sind Original-Aufnahmen von damals rückwärts abgespielt. Darüber legte ich dann neue Instrumente, folgte den Melodie-Ideen, die sich aus der Aufnahme ergaben, ergänzte dann Xylophon und Glockenspiel zu den Rhythmen. Am Ende wollte ich als Höhepunkt noch ein ekstatisches Gitarrensolo setzen. Also eine Mischung aus Intuition und Komposition, die ich mir immer noch gerne selber anhöre.“

Wollen wir noch kurz bei Herrn Oldfield verweilen, denn auf „Lips And Ears“ greift LOTHAR JAHN auf eine besondere Parallele des oldfieldschens Debüts zurück, indem er wie dieser verschiedene von ihm gespielte Instrumente recht locker und cool sowie durchaus mit einer Prise Humor ansagt. Hier also schließt sich der Röhrenglocken-Kreis, der im die CD beendenden „Deireannach“ noch einmal intensiv ausgelebt wird. Da bleibt man erstmal mit einer Gänsehaut vor seiner Anlage sitzen und dankt Lo'ldfield'thar Jahn…

Allerdings ist aus vinyler Sicht dies noch nicht das Ende dieser Review, denn es gibt ein paar grundlegende Unterschiede zwischen der Doppel-CD und der LP, wobei der offensichtlichste der Bonustrack auf der LP ist, der diese auch abschließt. Um die hochwertige Klangqualität zu wahren, musste Jahn zudem an einigen Tracks auf der LP Kürzungen vornehmen, was sich allerdings nicht negativ auf das Gesamtbild der LP auswirkt, sondern diese deshalb schon zu etwas Besonderem macht. Das Remaster der Original-Single, welche auf CD 2 gepresst wurde, fehlt zudem ganz. Eigentlich entsteht in diesem Falle fast der Wunsch, dass man die Single vielleicht als Neuauflage der LP beigelegt hätte, worauf sicher aus Kostengründen verzichtet wurde.

Womit wir auch auf der besonderen LP-Rarität von „Dreams Of 75“ wären: „Merseburger“. Und warum diese Aufnahme etwas Außergewöhnliches und zudem unverzichtbar für alle Fans und Liebhaber der Band OUGENWEIDE ist, erklärt LOTHAR JAHN am besten selber:
„Dies ist eine neue Version des OUGENWEIDE-Klassikers 'Merseburger', mit Olaf Casalich (Sänger von OUGENWEIDE) als Vokalist und Trommler. Im Rahmen des 40-jährigen OUGENWEIDE-Jubiläums habe ich mich 2010 bereits schon einmal mit dem Stück beschäftigt. Damals habe ich für das inzwischen nicht mehr bestehende Label 'Emmuty' eine 22-minütige Fassung im Stil eines Konzeptalbums produziert, beteiligt waren dabei u.a. Poeta Magica, Triskillian, van Langen, Oni Wytars, die Irrlichter und In Extremo.
Meine ganz andere Neueinspielung hat im ersten Teil eine unwirkliche, Vincent
(der Verantwortliche des amerikanischen Platten-Labels – T.K.) meint 'überirdische' Atmosphäre. Olaf singt im Wechsel und als Duett mit meiner Frau Dagmar Jahn, die ausgebildete Sopranistin ist. Das ganze hat einen leichten Ambient-Touch, schwebt irgendwie über einem weiteren Tribal-Groove von Olaf. Der zweite Teil ist im Gegensatz dazu eher erdgebunden und ganz nah an der OUGENWEIDE-Fassung, die ja an einem irischen Jig orientiert war. Hat bei mir einen leichten Anklang an den 'Sailors-Hornpipe'-Schluss von 'Tubular Bells'.“

Musik eines Träumers aus dem Jahr 1975, der seine Träume niemals aufgegeben hat und uns nun musikalisch an seiner Traumreise teilhaben lässt. Und alle, die in den Siebzigern ebenfalls schon träumten, werden auf „Dreams Of 75“ ganz viel von dem wiederentdecken, was sie vielleicht im Laufe des folgenden halben Jahrhunderts bereits nach und nach hinter ihrer Fassade aus Optimierung und Geschäftigkeit sowie Erfolgshabitus begraben haben/mussten. Diejenigen, die diesen Traum nie ausgeträumt haben, werden sich in dem Album von LOTHAR JAHN garantiert sofort wiederfinden, während alle, die für diesen Traum viel zu jung sind, sich vielleicht auf ein Gefühl einlassen dürfen, das längst noch nicht ausgeträumt ist und in dem beispielsweise ein Glockenspiel nicht nur als weihnachtliche Hintergrundbeschallung diente, sondern die ganze progressive (Rock-)Musik revolutionierte.
Augen zu und Ohren auf, ihr Träumer: Die „Dreams Of 75“ werden (hoffentlich) nie ausgeträumt werden, selbst wenn es heutzutage solche Alben wie von LOTHAR JAHN bedarf, damit man sie wieder aufweckt.

FAZIT: So oft gehört und geträumt diese „Dreams Of 75“ von LOTHAR JAHN, dass man's kaum noch zählen kann – und woran liegt das? Natürlich an der Faszination hinter „Dreams Of 75“, das aus einer 45 Jahre alten, längst vergessen scheinenden Single namens „February 1975“ entstand und sich zu einem (größtenteils) bombastischen Instrumentalwerk erhebt, das im besten oldfieldschen 70er-Jahre-Geiste seine multiinstrumentalen Flügel mit fast 50, allesamt vom Multiinstrumentalisten Jahn selber eingespielten, Instrumenten ausbreitet und in Klangräume abhebt, die in ihrer Vielfalt wirklich zu begeistern wissen. Mal gibt’s eine Reise Richtung „Ommadawn“, dann wieder Prog oder Floydianisches mit krautigem OUGENWEIDE-Folk geboten, der sich gerne auch in jazzigeren GONG-Gefilden auslebt. Eine gewagte Mischung voller Erinnerungen und Träumen und Lebensgefühlen der Mittsiebziger-Jahre, die musikalisch auf jeden Fall deutlich mehr zu bieten hatten, als alles, was man uns heutzutage an moderner Stream-Kultur, der Klickzahlen wichtiger als der Musikgenuss ist, um die Ohren haut. Von diesem Album sollte man beide Varianten besitzen – die extrem streng limitierte LP sowie die Doppel-CD. Übrigens lebt diese Review auch von den umfangreichen (hier wörtlich zitierten) Ausführungen des Musikers, der dem – gerade bei diesem Album sehr neugierig gewordenen – Kritiker Rede und Antwort stand. Vielen Dank dafür!

PS: Und hier noch ein kleiner alphabetischer Überblick zu allen Instrumenten, die auf „Dreams Of 75“ zum Einsatz kommen:
Akkordeon, Akustik-Gitarre, Bass Gitarre, Bodhrán, Cister, Chimes, Crwth, Dobro, Dommel, Double Speed Guitar, Double Speed Harp, Dulcimer, Ein-Saiten-Laute, E-Drum, E-Gitarre, E-Piano, Fidel, Geräusche und Stimmen, Glockenspiel, Geyerleier, Hammond Orgel, Harmonium, Jukebox, Lyra, Marimbaphon, Mandoline,Maurische Laute, Melodica, Mundharmonika, Percussion, Rahmentrommel, Röhrenglocken (Tubular Bells), rückwärts abgespielte Stimmen und Instrumente, Sample-Bagpipes und -Bordune, Sample-Mellotron (for Ramón), Spanische Gitarre, Synthesizer, Telefonklingel, Vibraphon, Xylophon, zwölfsaitige Gitarre

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2497x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • LP 'DREAMS OF 75' (45:44):
  • Seite A (22:56):
  • Fosgladh (2:17)
  • Tongues And Eyes (2:49)
  • Vernal Start (3:43)
  • Late Last Night (4:25)
  • Come And Hold Me (4:40)
  • Meadhan (5:02)
  • Seite B (22:48):
  • Hold On And Come (3:00)
  • Early This Morn (4:18)
  • Vernal End (5:19)
  • Lips And Ears (2:46)
  • Deireannache (3:50)
  • Bonus:
  • Merseburger (3:35)
  • CD 'DREAMS OF 75' (48:57):
  • * Dreams Of 75 (Part 1)
  • Fosgladh
  • Tongues And Eyes
  • Vernal Start
  • Late Last Night
  • Come On And Hold Me
  • Meadhan
  • ** Dreams Of 75 (Part 2)
  • Hold On And Come
  • Early This Morn
  • Vernal End
  • Lips And Ears
  • Deireannach
  • CD 'EP-Single 'FEBRUARY 1975' – 1977 Vinyl Single Remaster (9:36):
  • Intro
  • Vernal Start
  • Late Last Night
  • Tongues And Eyes
  • Come On And Hold Me
  • Outro

Besetzung:

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  • keine Interviews
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